Pyramiden aus dem Erzgebirge
Erzgebirgische Volkskunst: Pyramiden aus dem Erzgebirge
Wenn die Tage spürbar kürzer werden, die Temperaturen sinken und das Jahr sich seinem Ende zuneigt, ist es wieder so weit: Weihnachten steht vor der Tür, die Adventszeit beginnt und mit ihr das Aufstellen der Weihnachtspyramiden. Für die Kinder ein Grund zum Jubeln, für die Eltern ein Monat emsiger Vorbereitung, für die Älteren eine Zeit voller Erinnerungen an vergangene Weihnachtsstuben.
Die Räume werden weihnachtlich dekoriert und so manches liebgewordene Kleinod erwacht im Lichterglanz zu neuem Leben. Weihnachten ist eine wunderbare Zeit, um sich an die Familiengeschichte zu erinnern. Pyramiden der Erzgebirgskunst gehören zum traditionellen Weihnachtsschmuck. Sie erzählen von den vielen vergangenen Weihnachtsfesten, bezaubern in der Gegenwart mit ihrem Anblick und der Kerzenwärme und geben der Zukunft Gewissheit.
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Das Erzgebirge – Heimat der Volkskunst und Weihnachtspyramiden
Nicht leicht war das Leben der einfachen Menschen, die in den vom Wald umgebenen Dörfern und kleinen Städte des Erzgebirges lebten. Die harte Arbeit des Bergbaus hatte Region und Menschen geprägt. Doch Silber und Kupfer versiegten. Die Hütten stellten ihre Arbeit immer wieder ein. Etwas Neues musste entstehen. Die fleißigen kleinen Leute waren erfinderisch und brachten es zu wahrer Meisterschaft auf dem Gebiet der Holz- und Spielwarenherstellung, der Spitzen- und Posamenten Herstellung.
Die Erzgebirgische Volkskunst wurde mit ihren Räuchermännchen, Schwibbogen, Engeln, Nussknackern und Weihnachtspyramiden weltberühmt. Sie bezauberten Menschen auf der ganzen Welt und galten bald als Inbegriff deutscher Weihnacht und Holzkunst. Kunstvolle Krippen wurden von geschickten Händen geschnitzt und waren bald als Kunstwerke begehrt.
Viele Elemente aus dem Alltagsleben fanden Eingang in die Gestaltung der Figuren, die heute so wie damals weihnachtlich vertraut wirken. Der Bergmann taucht immer wieder auf und prägte Nussknacker und Räuchermännchen.
Christliche Motive wurden von Anfang an gestaltet. Sie fanden sich als eigenständige Krippen und auf den Pyramiden mit Drehbewegung. Die vielen kleinen und großen Engel schmücken seit jeher als Standfiguren, Leuchter, Teelichtpyramiden, Tischpyramiden und Baumschmuck das Weihnachtszimmer.
Typisch für die Erzgebirgische Volkskunst war die Arbeit in kleinen Manufakturen. Viele von ihnen gibt es noch heute. Sie erfreuen jedes Jahr aufs Neue die Menschen in aller Welt mit ihrer Handwerkskunst und ihren alten und doch immer wieder ganz modernen Weihnachtsdekorationen.
Deutsche Weihnacht
Heute finden sich Menschen überall auf der Welt zusammen, um gemeinsam unter dem festlich geschmückten Baum und mit Kerzenwärme Weihnachten zu feiern.
Die Tradition ist weit jünger, als mancher meint. Der funkelnde Christbaum schmückt erst seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Weihnachtsstuben. Seinen Ursprung hat er in Deutschland. Die ersten Weihnachtsbäume soll es um 1420 in Freiburg gegeben haben. Ihre Vorbilder mögen die geschmückten Bäume der Paradiesspiele gewesen sein.
Tief verwurzelt ist die Feier der Weihnacht durch die festlichen Gottesdienste in der Kirche. Der Schmuck der ländlichen Kirchen mit ihren Putten und Marienfiguren, mit der Krippe und dem Jesuskind fand Eingang in die Erzgebirgische Volkskunst. Und bald kündeten die pausbäckigen Engel von der Geburt des Herrn auch in den Stuben der einfachen Menschen.
Lieder wie „Stille Nacht, heilige Nacht" und „Oh Tannenbaum" wurden in viele Sprachen übersetzt. Gemeinsam mit dem Weihnachtsschmuck fanden sie Eingang in viele andere Kulturen. Queen Victoria brachte den Weihnachtsbaum nach England und etablierte ein Fest nach deutschem Vorbild am Hof. Schnell verbreitete sich der in Windsor Castle gepflegte Brauch. Geschmückt war der Baum mit kostbaren Glaskugeln der Erzgebirgskunst, wie sie auch heute noch im Erzgebirge gefertigt werden.
Die ersten Pyramiden
Als ein Vorläufer der Weihnachtspyramide gilt der Drehbaum mit seinen Drehbewegungen. Die Gestelle wurden aus Weidenruten geflochten und mit Kirschzweigen, wie sie auch zum Sankt Barbara Tag geschnitten werden, geschmückt.
Innen befanden sich auf einer Mittelachse montierte Scheiben, auf denen kleine Figuren aus der Weihnachtsgeschichte, Äpfelchen und vergoldete Nüsse sowie Kerzen befestigt waren. Gekrönt wurde der Drehbaum von einer Sonne aus hölzernen Flügeln. Durch die aufsteigende Wärme der brennenden Kerzen in der Lichterpyramide bewegte sich die Konstruktion und die Lichtergestelle erwachten zum Leben.
Feststehende, mit Tannengrün umwundene und mit Lichtern bestückte, pyramidenförmige Gestelle fanden sich vor der Verbreitung des Weihnachtsbaums in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und in kleineren Versionen in heimischen Wohnstuben.
Auch Julbaum und Schwibbogen sind entfernt mit der Tradition der gewundenen Drehbäume verwandt, doch kommt bei Drehbaum und Pyramide die mechanische Raffinesse hinzu: Getrieben durch die erwärmte Luft dreht sich das Flügelrad. Bis heute sind Kinder fasziniert von drehenden Klein- und Großpyramiden und können stundenlang dem Treiben des Flügelrads zuschauen.
Im Erzgebirge war es wohl der Göpel, der entscheidend zur Entwicklung der Pyramide beitrug. Diese Konstruktion wurde durch Bergleute als Pferdegöpel im Bergbau eingesetzt und wurde zur Förderung von Geröll und Erz verwendet, was die Arbeit der Bergleute erleichterte.
So entstand die für das Erzgebirge typische Pyramidenform, wie sie noch heute ein- und mehrstöckig bekannt ist: Feststehende Kerzen, eine sich drehende Mittelachse mit ihrem geschmückten Teller und über allem die durch die aufsteigende Wärme angetriebene Sonne mit ihren hölzernen Flügeln, dem Flügelrad.
Handwerkliche Perfektion mit Herz und Seele
So wie in alter Zeit sind es die kleinen Handwerksbetriebe, in denen die Pyramiden und Figuren zum Leben erweckt werden. Kunstvolles Drechslerhandwerk hat sich über die Jahrhunderte erhalten, die Formen haben sich ihre Eigenheit bewahrt, die Farben der Bemalung sind von Kennern geschätzte Kennzeichen der Figuren.
Genau wie früher werden die Locken der kleinen stilisierten Weihnachtsbäume beim Spanbaumstechen gesetzt, entstehen die beliebten Reifentiere, die sich auch auf Weihnachtspyramiden finden. Die Ringelbäumchen schmücken Pyramidenteller oder sind als Mittelteil zu finden, um die sich die anderen Figuren der Erzgebirgskunst gruppieren.
Nur ausgewählte Hölzer können für diese anspruchsvollen Techniken verwandt werden. Gerade gewachsenes, gleichmäßig gezeichnetes Lindenholz ist der Werkstoff, aus dem die Bäumchen und somit hochwertige Holzkunst entstehen. Es erfordert ein hohes Können, wenn nun gleichmäßig und präzise die kleinen Locken mit dem scharfen Schnitzmesser aus dem zuvor auf Maß gebrachten Werkstück geschnitten werden. Keine der gelockten Späne darf verletzt werden.
Oft sind die Säulen und Stäbe kunstvoll verziert oder sogar mit Intarsien versehen. Bei mehrstöckigen Tischpyramiden wirkt der Aufbau allein imposant und zeigt die beeindruckende Handwerkskunst. Erzgebirgische Großpyramiden schmücken seit alters her den öffentlichen Raum. Die kostbaren Kunstwerke zeugen vom handwerklichen Geschick der alten und jungen Meister. In New York, London und Dubai finden sie ihre Bewunderer und werden hoch gehandelt. Doch ihre Ausstrahlung verdanken sie der liebevollen Fertigung in kleinen, inhabergeführten Manufakturen.
Zu Weihnachten liebevoll dekorieren mit Lichterpyramiden
Im Advent beginnt die Zeit des Wartens und der Vorfreude. Es wird gebacken und gebastelt. Süßer Duft zieht durch die Zimmer. Glühwein und Weihnachtsgebäck stehen für das Zusammensein mit der Familie und Freunden bereit. Doch richtig stimmungsvoll wird die Adventszeit erst mit den passenden Dekorationen. Wenn der Adventskranz mit seinen Kerzen auf dem Tisch steht, der Schwibbogen im Fenster leuchtet und alte Melodien aus der Spieldose erklingen, dann ist Weihnachten nicht mehr weit.
Kinder bestaunen die kleinen Figuren, Adventssterne spenden ihr warmes Licht und das Räuchermännchen duftet heimelig. Wer es ländlich mag, sucht sich farbigen Baumschmuck aus und wählt auch seine Pyramide im entsprechenden Stil. Rehe im Wald oder Kurrende Sänger passen zu einem fröhlichen Familienfest.
Erzgebirgische Volkskunst kann Stimmung vermitteln und auch elegant wirken. Einfarbige, stilisierte Weihnachtspyramiden fügen sich perfekt in ein luxuriöses Ambiente ein. Die klassischen Weihnachtsfarben grün und rot können im Schmuck fortgeführt werden. Auch Kontraste wirken erfrischend. Wer hätte nicht gerne einmal ein ganzes Engelsorchester zu Gast? Weihnachten ist ja nur einmal im Jahr ...
Die Tradition bewahren
Weihnachtsdekorationen gibt es viele. Doch Erzgebirgische Volkskunst ist ein Stück lebendiges Handwerk. Seit Jahrhunderten wird es im Erzgebirge tradiert, werden Erfahrungen, Vorlagen und Werkzeuge in den Familienbetrieben verschiedener Hersteller von Generation zu Generation weitergereicht. Eine ganze Region ist nach dem Handwerk benannt: Die Gegend um Seiffen wird als „Spielzeugwinkel“ bezeichnet. So sind zum Beispiel die Firma Christian Ulbricht, die Firma Kleinkunst Müller, die Firma Richard Glässer oder die Firma Hubrig Volkskunst und viele weitere Unternehmen aus dieser Gegend.
Was einst aus der Not der Bergleute und als Alternative zum Bergbau entstand, fand Liebhaber und Sammler auf der ganzen Welt. Pyramiden aus dem Erzgebirge gehören in vielen Familien ebenso zum Weihnachtsfest wie der Tannenbaum. Sie werden genauso weitergereicht und sorgfältig bewahrt, wie die kunsthandwerklichen Erfahrungen der Drechsler, Holzbildhauer und Holzspielzeugmacher.
Erzgebirgische Volkskunst ist ein Stück gelebte Nachhaltigkeit in einer sich immer rasanter wandelnden Welt. Es ist eine eigene Ökologie, so wie sie seit Jahrhunderten in den Dörfern und Kleinstädten gelebt wird. Achtsam und sorgfältig im Umgang mit dem Holz hat es die Meister und ihre Familien geprägt.
Die Arbeit der Schnitzer und Drechsler aus dem Erzgebirge wird heute geschützt. Wer ein Produkt mit dem Siegel „Erzgebirgische Volkskunst" kauft, kann sicher sein, ein echtes Stück aus einer erzgebirgischen Werkstatt erworben zu haben.
Besinnlichkeit im eigenen Heim
Moden kommen und gehen. Inneneinrichtungen wandeln sich, doch die Liebe zu traditionellen Weihnachtsdekorationen bleibt. Da sind die leuchtenden Weihnachtssterne, die einen schon von Weitem grüßen. Da sind die zauberhaften Leuchter und das Kerzenlicht, das einem bis ins Herz scheint.
Im Erzgebirge sind viele Formen von Pyramiden entstanden. Jede Werkstatt hat ihre eigenen, unverwechselbaren Figuren und Lichtergestelle. In den Manufakturen mancher Hersteller sind über die Jahre auch moderne, stilisierte Formen hinzugekommen. Doch immer bleibt der Zauber, der die Mutter mit dem Kind und die Heiligen drei Könige auf ihrer Wanderschaft umgibt. Immer stehen Ochs und Esel bei der Krippe und die Hirten sind mit ihren Schafen unentwegt auf der Pyramide unterwegs.
Die Handschrift der Meister ist bei der Betrachtung der vielen kleinen Details spürbar. Wie sorgsam wurde das Holz ausgewählt, wie fein sind die Streben und Rundungen gezogen, wie ausgewogen wurden die Figuren bemalt und auf den sich drehenden Scheiben montiert.
Durch die sich drehenden Flügel und die leuchtenden Kerzen entsteht ein Spiel von Licht und Schatten. Seit Jahrhunderten fasziniert es die Menschen und gibt ihnen das Gefühl von Geborgenheit. Weihnachtspyramiden gibt es heute für klassische kleine Kerzen, für Teelichter und sogar mit elektrischer Beleuchtung.
Fröhliches Familienfest mit Schneemann und Knusperhexe
Was gibt es Schöneres, als Weihnachten mit der ganzen Familie zu feiern? Wer ist nicht gerührt, wenn er in strahlende Kinderaugen blickt und die kaum zu bändigende Vorfreude auf die große Bescherung spürt?
Dazu passen die vielen pausbäckigen Engel mit ihren Instrumenten oder ein dicker runder Schneemann, der sich munter rundherum im Kreis dreht. Die Kurrende-Sänger stimmen auf eigene Weihnachtslieder ein und zu einer bunt bemalten Krippe lässt sich die Weihnachtsgeschichte eindrucksvoll erzählen. Kein Kind vergisst die Namen der Heiligen drei Könige jemals wieder, wenn es beobachtet hat, wie sie auf der Familienpyramide unermüdlich dem Stern folgen. Oder sollen es doch Hänsel und Gretel mit der Knusperhexe sein, die als Motiv die Pyramide schmücken?
Weihnachten ist die Zeit der Familientreffen. Es ist die Zeit, um zusammenzukommen, um Märchen und Geschichten am Kamin zu erzählen. Während die Älteren ein wenig mehr zu sich finden, genießen die Kleinen die ruhigen Zusammenkünfte, das gemeinsame Spielen, Erzählen und Vorlesen.
Mechanisches Spielzeug hat Kinder zu allen Zeiten angezogen. Noch heute blicken die Kids von ihrem Smartphone auf, wenn sie eine Dampfmaschine sehen. Die Pyramide ist ein kleines Modell, das leicht zu verstehen ist und dennoch immer wieder begeistert. Groß und Klein schauen dem Kerzenlicht und der sich drehenden Sonne zu und beginnen ein wenig zu träumen.
Alle Jahre wieder ...
Weihnachten ist mehr als einfach nur Geschenke zu kaufen. Es ist die Zeit der Besinnung. Immer mehr Menschen wünschen sich Kontinuität und Wärme. Sie finden zurück zu alten Handarbeiten und lernen den Wert echter Handarbeit selbst ganz neu schätzen. Sie wünschen sich etwas Unverwechselbares, ein Unikat, das so besonders ist, wie ihr eigenes Leben.
Wer seinen Lieben etwas Wertvolles schenken möchte, sollte auf Qualität achten und sich nicht zu sehr am Zeitgeist und wechselnden Moden orientieren. Mit einer Weihnachtspyramide verschenkt er etwas Einmaliges, ein Stück Glück, das alle Jahre wiederkommt und mit den Jahren immer schöner wird.
Das Geheimnis der Pyramiden aus dem Erzgebirge liegt nicht nur in ihrer Konstruktion. Es ist die Einmaligkeit der Lichtergestelle, die die Menschen spüren. Jeder Engel sieht ein wenig anders aus. Jedes Ringelbäumchen hat einen eigenen Charakter. Wer genau hinschaut, erkennt jedes Jahr etwas mehr in seiner Pyramide.