Erzgebirgische Volkskunst

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Erzgebirgische Volkskunst 

Inhaltsverzeichnis
 

> Was macht die Erzgebirgische Volkskunst so besonders?

> Erzgebirgskunst - Tradition im Einklang mit neuen Trends

> Die Geschichte der Menschen im Erzgebirge

> Einzigartiges Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge

> Weihnachtliche Pyramiden erzÀhlen fantasiereiche Geschichten

> Traditionelle Holzkunst aus dem erzgebirgischen Seiffen bei KĂ€the Wohlfahrt

Was macht die Erzgebirgische Volkskunst so besonders?

Das Erzgebirge im tschechisch-deutschen Grenzgebiet ist bekannt fĂŒr seine bergige und waldreiche Landschaft, fĂŒr die Bergbautradition und vor allem auch fĂŒr erzgebirgische Volkskunst. Fast jeder Deutsche verbindet mit dem Namen Erzgebirge Produkte der Holzkunst wie den Nussknacker oder das RĂ€uchermĂ€nnchen, die manchmal in Figur des Weihnachtsmanns auftreten. Aber auch Holzspielzeug, Pyramiden, Engel, Spieldosen oder Schwibbögen zeugen von der einzigartigen Handwerkskunst aus dem Erzgebirge, die von Generation zu Generation ĂŒberliefert wird. Die vielfĂ€ltigen Holzfiguren beeindrucken durch Schlichtheit, Schönheit und Robustheit – eine typisch erzgebirgische Kombination.

Erzgebirgskunst - Tradition im Einklang mit neuen Trends

Dabei bleibt die erzgebirgische Volkskunst nicht in der Vergangenheit stehen, sondern verbindet den Wandel des Geschmacks und neue Trends mit den hölzernen Urformen und traditionellen Handwerkstechniken. Es gibt durchaus moderne Holzfiguren und Gestaltungen, die das Erbe der traditionellen erzgebirgischen Handwerkskunst noch in sich tragen, besonders was die alten Handwerkstechniken betrifft. Die traditionelle Formensprache wird immer mehr durch moderne Interpretationen ergĂ€nzt und erweitert. Das zeugt von Lebendigkeit und Offenheit dem Neuen gegenĂŒber. Nur so ist es möglich, dass die Holzfiguren und Handwerksprodukte ĂŒber Jahrhunderte lang so erfolgreich waren und auch im 21. Jahrhundert immer wieder neue Kunden begeistern. Die Holzfiguren und hölzernen Handwerksprodukte bringen jedes Jahr, nicht nur zur Weihnachtszeit, viele Menschen zum Strahlen: egal ob es sich um den Nussknacker, einen Schwibbogen, einen Engel oder ein RĂ€uchermĂ€nnchen handelt. Sie erzeugen ein GefĂŒhl von Heimat und Geborgenheit und begleiten die Menschen oftmals ein ganzes Leben lang. Die Vielfalt an Figuren, Bemalungen und Kombinationen verzaubert die Menschen immer wieder.

Traditionelle Holzkunst

Erzgebirgische Handwerkskunst ist grĂ¶ĂŸtenteils noch echte Handarbeit, auch wenn mittlerweile teilweise moderne Maschinen Einzug gehalten haben. Eine industrielle Produktion findet allerdings nicht statt. Daher unterscheidet sich die handwerkliche Herstellung von erzgebirgischer Volkskunst in kleinen Familienbetrieben und traditionellen Manufakturen von industriellen Nachahmer-Produkten.

Die erzgebirgische Volkskunst bzw. Holzkunst ist einzigartig und besitzt eine lange Tradition, deren Geschichte und Geist sich nicht so einfach nachahmen lassen. So trÀgt jeder Kauf eines erzgebirgischen Handwerksprodukts zum Erhalt von traditionellen Handwerkstechniken und heimischen ArbeitsplÀtzen im Erzgebirge bei. Die Holzfiguren und Handwerksprodukte sind immer in liebevoller Handarbeit gefertigt und ein Ausdruck der traditionellen erzgebirgischen Volkskunst, die Besucher und KÀufer von nah und fern erfreut und nicht nur das Herz von Sammlern höherschlagen lÀsst. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, gleicht kein Handwerksprodukt dem anderen; jedes ist ein Unikat. Zwar treten RÀuchermÀnnchen und Nussknacker hÀufig in der Regel als Solisten auf, aber schon bei Pyramiden, Engel oder Spieldosen bilden Holzfiguren und weitere Holzelemente wunderbare Ensembles, die zum TrÀumen anregen.

Die Geschichte der Menschen im Erzgebirge

Das Erzgebirge liegt als Mittelgebirge im SĂŒdosten von Deutschland und im Nordwesten von Tschechien. Es ist gleichzeitig auch eine Kulturlandschaft und historische Region. Da dort im 12. Jahrhundert das silberhaltige Erz gefunden wurde, nannte man das Mittelgebirge dementsprechend Erzgebirge. Neben Eisenerz wurden vor allem auch Zinn und Silber gefördert. Diese Rohstoffvorkommen zogen viele Menschen an, die im Bergbau ihr Geld verdienen wollten. Außerdem brachte der Rohstoffboom fĂŒr die sĂ€chsischen LandesfĂŒrsten großen Reichtum. Das Leben der Bergleute unter Tage war aber hart und karg; sie hatten vom Reichtum nicht viel. Trotzdem bestimmten sie das Gesicht dieses Landstrichs entscheidend mit.

Holzbearbeitung schafft neue ArbeitsplÀtze

Im 17. Jahrhundert waren die großen Erzvorkommen erschöpft, sodass neue Einkommensquellen in dieser kargen und vom Bergbau gezeichneten Region erschlossen werden mussten. Im Bergbau spielte Holz selbstverstĂ€ndlich eine wichtige Rolle, denn Holzbalken stĂŒtzten die Stollen ab. Zudem war Holz aus den heimischen WĂ€ldern immer noch reichlich vorhanden. Nach Feierabend und in der spĂ€rlichen Freizeit wurde das Schnitzen eine beliebte BeschĂ€ftigung, der die ganze Familie frönte. Als der Bergbau nicht mehr ausreichend das Einkommen sicherte, machten die ersten Bergleute rund um Seiffen die Holzbearbeitung zu ihrem hauptsĂ€chlichen Beruf. Es entwickelte sich schnell ein neuer Haupterwerbszweig, der vielen Bergleuten Arbeit gab.

Seiffen – die Wurzeln der erzgebirgischen Volkskunst

Besonders beliebt waren das Holzspielzeug und die Weihnachtsfiguren, welche sich zu einem Exportschlager entwickelte. Rund um das Spielzeugdorf Seiffen liegen daher die Wurzeln der erzgebirgischen Volkskunst, die in der Folgezeit weltweite BerĂŒhmtheit erlangte. So prĂ€gte und prĂ€gt die Handwerkskunst eine ganze Region. Holzspielzeuge und GebrauchsgegenstĂ€nde waren anfangs die wichtigsten Handwerksprodukte und Ausgangspunkt fĂŒr die weiteren erzgebirgischen Entwicklungen. Schnell entstanden die typischen erzgebirgischen Weihnachtsfguren wie Nussknacker, RĂ€uchermĂ€nner, BergmĂ€nner, Schwibbögen oder Pyramiden und sogar Krippenfiguren. Die erzgebirgische Volkskunst ist immer noch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und spielt noch heute fĂŒr den Tourismus rund um Seiffen eine große Rolle.

Einzigartiges Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge

WĂ€hrend zuerst Holzspielzeug weltweit den legendĂ€ren Ruf der erzgebirgischen Volkskunst begrĂŒndete, stehen mittlerweile die traditionellen Holzfiguren wie Nussknacker, Kurrende und Bergleute sowie Holzprodukte wie Pyramiden und Spieldosen dem Holzspielzeug in nichts nach. Der Reichtum an Typen und Varianten ist dabei sehr groß – fĂŒr jeden Geschmack ist etwas dabei. Aber auch die alten Handwerkstechniken sind beeindruckend, denn sie haben Jahrhunderte ĂŒberlebt und sind die Grundlage fĂŒr typische erzgebirgische Handwerksprodukte. Die Handarbeit ist immer noch das A und O der erzgebirgischen Handwerkskunst und steht fĂŒr außerordentliche QualitĂ€t. Neben dem Drechseln und Schnitzen sind das Spanbaumstechen und Reifendrehen typische Handwerkstechniken aus dem Erzgebirge, die besondere Kunsthandwerksprodukte erst ermöglichen.

Das Holz stammt selbstverstĂ€ndlich aus den heimischen WĂ€ldern, vornehmlich wird Fichten- oder Lindenholz fĂŒr die Erstellung von erzgebirgischer Volkskunst verwendet. Jeder Stamm und jede Holzscheibe ist aufgrund der Maserung einzigartig. Dementsprechend gleicht auch kein Handwerksprodukt dem anderen. Mit jedem erzgebirgischen Handwerksprodukt erwirbt der KĂ€ufer ein Unikat, welches es so kein zweites Mal gibt. Lebendigkeit erhalten die Holzfiguren aufgrund der natĂŒrlichen Maserung des Holzes und der farblichen Gestaltung.

Das Drechseln

Das Drechseln ist die grundlegende Handwerkstechnik im Erzgebirge, denn durch das Drechseln werden die typischen Figurenkörper hergestellt, die die Basis fĂŒr viele Holzfiguren und Handwerksprodukte sind. Dabei wird beim Drechseln ein StĂŒck Holz auf eine Achse eingespannt, die dann mitsamt HolzstĂŒck rotiert. WĂ€hrend des Drehens setzt der Drechsler ein Drechseleisen an das HolzstĂŒck an und trĂ€gt so bestimmte Stellen des Holzes gleichmĂ€ĂŸig ab, sodass die gewĂŒnschte Grundform fĂŒr die Weiterverarbeitung entsteht.

Zu den Grundformen der Erzgebirgskunst gehören beispielsweise Körper, Kugeln, Beine, Arme, RÀder oder Zylinder. In einem nÀchsten Arbeitsschritt werden solche Grundformen dann miteinander montiert und verleimt, bevor sie dann kunstvoll bemalt werden. Die meisten typischen Weihnachtsfiguren, wie die Nussknacker, die BergmÀnner oder die RÀuchermÀnner, werden in erster Linie gedrechselt und nicht geschnitzt. Aber auch beim Drechseln sind eine ruhige Hand und ein geschultes Auge wichtig, um die erforderliche Genauigkeit und QualitÀt zu erreichen.

Das Schnitzen

Auch das Schnitzen war und ist im Erzgebirge ĂŒberaus beliebt. In der waldreichen Region bot es sich an, als Ausgleich fĂŒr die kraftraubende Arbeit im Stollen mit dem Schnitzen zu beginnen. Das Schnitzmesser gehört zu den erzgebirgischen Bergleuten genauso wie die Grubenlampe. Das Schnitzen ermöglicht dabei sehr filigrane und detaillierte Muster. Anfangs waren es hĂ€ufig "nur" GebrauchsgegenstĂ€nde oder die Umsetzung von besonderen Erlebnissen, aber die Fantasie und KreativitĂ€t der Erzgebirger kannte schon frĂŒher keine Grenzen. So schnitzte nicht selten die gesamte Bergmanns-Familie in der wenigen freien Zeit kunstvolle Figuren und Handwerksprodukte. Darunter Krippenfiguren oder auch die traditionellen Kurrende-Figuren. Das Schnitzmesser wird heutzutage in der Erzgebirgskunst besonders fĂŒr die Bearbeitung der Details an den Holzfiguren und Handwerksprodukten verwendet.

Das Reifendrehen

Das Reifendrehen ist eine alte erzgebirgische Handwerkskunst, die im Erzgebirge erfunden und auch weiterentwickelt wurde und bei dem die traditionellen Reifentiere entstehen. Das Reifendrehen ist etwas gröber als das Spanbaumstechen, aber nicht weniger herausfordernd fĂŒr den jeweiligen Handwerker. Dabei wird ein HolzstĂŒck, welches meistens aus Fichtenholz besteht, in einer Holzdrehbank wĂ€hrend der schnellen Rotation so mit einem Drechseleisen bearbeitet, dass in einem ersten Arbeitsschritt ein Holzring entsteht und in einem zweiten Arbeitsschritt Konturen gedrechselt werden.

Die Konturen entsprechen den gewĂŒnschten Holzfiguren, zum Beispiel Rentiere, Schafe oder KĂŒhe. Diese Holzfiguren entstehen, indem der Holzring in regelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden in kleine Segmente gesĂ€gt wird. Die Rohlinge werden dann gegebenenfalls durch Schnitzen weiterbearbeitet und schließlich bemalt. So entstehen besonders die typischen Reifentiere, die als Spielzeug genutzt oder als Figuren fĂŒr Pyramiden verwendet werden. Mit dem Reifendrehen ist es möglich, viele Holzfiguren in kurzer Zeit herzustellen. Das war schneller und damit effizienter als das manuelle Schnitzen.

Das Spanbaumstechsen

Eine weitere handwerkliche Besonderheit des Erzgebirges besteht in der Tradition des Spanbaumstechsens. Dabei ist die Grundform ein Stab aus einem weichen Holz. Meistens handelt es sich dabei um Lindenholz, da Lindenholz sich gut in alle Richtungen bearbeiten lĂ€sst und nicht brĂŒchig ist. Von diesem Holzstab werden mit einem Stecheisen gleichmĂ€ĂŸige SpĂ€ne von unten nach oben abgezogen, sodass sich die SpĂ€ne in Form einer Locke nach oben rollen. Die SpĂ€ne werden allerdings nicht komplett vom Holzstab abgetrennt, sondern bleiben mit dem Holzstab verbunden. Dieser Vorgang wird dann sowohl nebeneinander um den Holzstab herum als auch untereinander wiederholt: Locke um Locke. Auf diese Weise entstehen filigrane SpanbĂ€ume, die dann besonders die Weihnachtspyramide und den Schwibbogen zieren. Es ist einleuchtend, dass der Handwerker beim Spanbaumstechen ein absolut ruhiges HĂ€ndchen und Nerven aus Stahl benötigt, denn mit einem falschen Schnitt wird ein Spanblatt abgetrennt, sodass die gewĂŒnschte Symmetrie verloren geht und die Arbeit letztendlich umsonst war.

Weihnachtliche Pyramiden erzÀhlen fantasiereiche Geschichten

Die ein- und mehrstöckigen Weihnachtspyramiden sind ein Paradebeispiel fĂŒr die erzgebirgische Volkskunst und das kreative Talent der Handwerker. Angetrieben durch das Aufsteigen der KerzenwĂ€rme wird das FlĂŒgelrad und die Pyramide in Bewegung versetzt. Je nach Anzahl sowie Art der Kerzen und der Neigung der FlĂŒgelrĂ€der dreht sich die Pyramide mal schneller und mal langsamer.

Wie in einem Film ziehen dann die unterschiedlichsten Szenen an den staunenden Augen vorbei – egal ob es sich um Kinder oder um Erwachsene handelt. Mit Kurrende-SĂ€ngern, Reifentieren, SpanbĂ€umchen sowie gedrechselten und geschnitzten Figuren werden religiöse Szenen, weltliche Szenen oder einfach Landschaften und das (historische) Leben jedes Jahr nachgezeichnet.

Mit jeder Umdrehung gibt es ein neues Detail zu entdecken und eine Geschichte wird Umdrehung fĂŒr Umdrehung erzĂ€hlt. Bald verliert sich der Beobachter ins Reich der Fantasie. Das Knistern und der Lichtschein der Kerzen lassen besonders zu Weihnachten gemĂŒtliche Stimmung und Vorfreude aufkommen.

Uniformierte Nussknacker und drollige RÀuchermÀnnchen

Die altehrwĂŒrdigen Nussknacker gucken mit ihren buschigen Augenbrauen in der Regel recht finster drein. Trotz gefletschten ZĂ€hnen verbreiten sie allerdings nicht so viel Ehrfurcht, als dass man sich vor ihnen wirklich fĂŒrchten mĂŒsste. Vielmehr verrichten sie in ihrem farbenfrohen Gewand Nuss fĂŒr Nuss ihre kraftvolle Aufgabe. Im Angesicht einer Nuss mĂŒssen sie einfach mit ihrem großen Mund zuschnappen.

Die Nussknacker sind Soldaten, Offiziere und FĂŒrsten nachgeahmt und daher meistens in eine Uniform gehĂŒllt und bewaffnet. Sie strahlen eine unantastbare AutoritĂ€t aus. Die Obrigkeit und die Diener der Obrigkeit waren dem einfachen Volk oftmals ein Dorn im Auge, denn deren Regeln und Verhalten entsprachen nicht immer den WĂŒnschen des Volkes und wurde manches Mal als WillkĂŒr empfunden. Aber da die Erzgebirger ein humorvolles Volk sind, haben sie die Obrigkeit in Holz verewigt, um sie zur Strafe so manche harte Nuss knacken zu lassen.

Mittlerweile gibt es aber auch Nussknacker, die nicht zur Obrigkeit oder zum Soldatentum gehören, wie beispielsweise einen Weihnachtsmann. Sie passen sich gut dem Geschmack ihrer Besitzer an und verrichten zu Weihnachten routiniert ihr wichtiges Werk: jede Nuss muss geknackt werden. In der Regel werden die einzelnen Teile der Nussknacker gedrechselt und dann miteinander montiert und verleimt. Die individuelle Bemalung verleiht dem jeweiligen Nussknacker sein individuelles Aussehen.

Im Gegensatz zu den Nussknackern fallen die RĂ€uchermĂ€nnchenkleiner und rundlicher aus. Sie charakterisieren den „einfachen Mann“, der unentwegt Pfeife raucht. Der gewölbte Bauch und die dicken Backen ermöglichen die Erzeugung von möglichst dicken Rauchschwaden, die dann durch den runden Mund nach draußen dringen. FĂŒr die Rauchschwaden sorgen die typischen RĂ€ucherkerzen. Aber was war wohl zuerst da: die RĂ€ucherkerzen oder die RĂ€uchermĂ€nnchen? Die RĂ€ucherkerzen besitzen die lĂ€ngere Tradition. Pfiffige erzgebirgische Handwerker gestalteten dann eine HĂŒlle in Form der beliebten RĂ€uchermĂ€nnchen, um den weihnachtlich duftenden RĂ€ucherkerzen den wĂŒrdigen Rahmen zu bieten.

Die Figurenvielfalt der RĂ€uchermĂ€nnchen ist mittlerweile enorm. Es gibt nicht nur den Baumwichtel oder den NachtwĂ€chter als RĂ€uchermĂ€nnchen, sondern auch Weihnachtsfiguren wie Schneemann, Weihnachtsmann oder Rentier. Förster oder Tiere verbreiten die wĂŒrzig-weihnachtlichen GerĂŒche der Duftkerzen in den RĂ€umlichkeiten. Mittlerweile gibt es im Sinne der Gleichberechtigung sogar RĂ€ucherfrauen oder ganze RĂ€ucherfamilien.

Schwibbögen, Spieldosen und Adventssterne aus dem Erzgebirge

Schwibbögen kĂŒnden von der Sehnsucht der Bergleute nach dem Licht. Das Leben der Bergleute spielte sich typischerweise im Dunkeln ab. Denn in den Stollen drang nun mal kein Tageslicht. In der dunklen Jahreszeit war es auch vor und nach der Arbeit dunkel. Die fahle Grubenlampe konnte keine Abhilfe schaffen. Aber Feuer und Licht waren als Ausdruck fĂŒr die Kraft des Lebens enorm wichtig. So entwickelte sich die Tradition, dass die Bergleute zur letzten Schicht vor Heiligabend ihre Grubenlampen vor dem Stolleneingang im Halbrund aufgehĂ€ngten. Der Stolleneingang erstrahlte so im hellsten Lichterglanz.

Und ein Licht im Fenster des Heimes gab den BergmĂ€nnern Geborgenheit sowie WĂ€rme und wies ihnen den Weg nach Hause. Das Licht bedeutete Heimat. Zur Weihnachtszeit stellten sich die Erzgebirger einen leuchtenden Schwibbogen in das Fenster, der noch glanzvoller als einzelne Lichter strahlte. Dabei stellen die Schwibbögen mit ihren SpanbĂ€umen, geschnitzten Figuren und gesĂ€gten Ensembles oftmals weihnachtliche und auch regionale Geschichten nach. Eine Bescherung im Wald mit Kindern, Tieren und dem Weihnachtsmann ist ein Beispiel. Ein Schwibbogen hat prinzipiell die Grundform eines Halbkreises, aber es gibt auch hochgewachsene Schwibbögen oder Schwibbögen in Kombination mit einer Pyramide in Form einer Halbkugel. Die KreativitĂ€t der erzgebirgischen HandwerkskĂŒnstler ist grenzenlos. Der Lichterschein erfolgt dabei je nach AusfĂŒhrung entweder mit Kerzen oder mit einer elektrischen Beleuchtung.

Spieldosen sind eine Kombination des Holzhandwerks und des mechanischen Handwerks. Zu einer weihnachtlichen Melodie drehen sich die Holzspieldosen und lassen dabei eine weihnachtliche Szenerie am Auge des Betrachters vorĂŒberziehen. Die detailreichen Figuren und Verzierungen versetzen den Betrachter ins Staunen. Und mit jeder Umdrehung gibt es etwas Neues zu entdecken. Die Melodien regen einen weiteren Sinn an, sodass der Betrachter auch mit geschlossenen Augen diese Handwerkskunst genießen kann. Weihnachtliche Spieldosen sind somit ein Augen- und Ohrenschmaus.

Eine Spieldosen-Pyramide stellt die Kombination einer Spieldose mit einer Weihnachtspyramide dar. Sie ist in der Regel grĂ¶ĂŸer als eine normale Spieldose und besitzt wie eine normale Weihnachtspyramide auch FlĂŒgelrĂ€der, die durch die KerzenwĂ€rme angetrieben werden. So eine Spieldosen-Pyramide spielt dann weihnachtliche Musik, wenn die sie aufgrund der KerzenwĂ€rme in Bewegung gesetzt wird. Genauso wie Pyramiden und Spieldosen als einzelne Exemplare stellt eine Spieldosen-Pyramide vorwiegend weihnachtliche oder winterliche Szenen nach. Die Holzfiguren fĂŒr eine Spieldosen-Pyramide werden dabei in der Regel geschnitzt. Daneben kommen hĂ€ufig auch SpanbĂ€ume zum Einsatz, die durch das Spanbaumstechen entstehen.

Das AufhĂ€ngen von Adventssternen zur Weihnachtszeit ist eine weitere beliebte Tradition, bei der wieder das Licht eine wichtige Rolle spielt. Denn der Adventsstern symbolisiert den Stern von Bethlehem, der die Heiligen Drei Könige bzw. die Weisen aus dem Morgenland zum Geburtshaus von Jesus fĂŒhrte. Der Adventsstern ist somit ein christliches Symbol, wie beispielsweise auch die Weihnachtsengel oder die Weihnachtskrippe. Adventssterne werden entweder in RĂ€umlichkeiten oder auch außerhalb von GebĂ€uden aufgehĂ€ngt. DarĂŒber hinaus zieren sie auch so manche Tannenbaumspitze.

Traditionelle Holzkunst aus dem erzgebirgischen Seiffen bei KĂ€the Wohlfahrt

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